Italien 2006
Am Dienstag, den 23. 5. trafen sich alle „Ausflugs-Willigen“ um 19 Uhr in Reichelsheim um – unter Berücksichtigung der aktuellen Wetterdaten und der Wettervorhersage – das Ausflugsziel festzulegen und die Route zu planen.
Es wurde sehr schnell klar, dass das Wetter in Deutschland und in Nordeuropa über das lange Wochenende schlecht werden würde und für uns als Ziel nur Südeuropa in Frage kommen würde. Nachdem frühere Vereinsausflüge schon häufiger nach Kroatien und Spanien geführt hatten, sollte es dieses Mal Italien werden.
Da unser Vereinsmitglied Martin Brunkhorst sich dort recht gut auskennt und uns Kultur, schöne Landschaften, gutes Essen und gute Weine versprach, stand unser Ziel ganz schnell fest: es sollte 1 Tag LUCCA in der Toskana werden (= Kultur, gutes Essen, Chianti) und für alle, die Sehnsucht nach Sonne, Strand und Meer hatten 1 – 2 Tage ANCONA.
Nachdem das Ziel feststand, wurde eifrig geplant.
Am Mittwoch, den 24. Mai trafen wir uns, um die Flieger für den nächsten Tag aufzutanken und für den Ausflug vorzubereiten.
Doch die Mienen der Meisten waren nicht freudig erregt, sondern eher besorgt, weil die 3-Tageswettervorhersage im Internet – ganz gleich von welchem Anbieter- noch schlechter war, als am Tag zuvor. Nach ausführlicher telefonischer Wetterberatung waren 2 Dinge klar:
Das konnte wiederum nicht jeder mit seinem Job vereinbaren, so dass zum Schluss ein harter Kern von 7 Piloten übrig blieb. So entschieden wir uns, die Katanas zu Hause zu lassen und uns auf die beiden IFR- tauglichen PA 28 zu verteilen.
Ja, und so sah es am Donnerstag, dem 25. 5. um 8 Uhr in Reichelsheim aus!
Es konnte mit jeder NM Richtung Süden nur noch besser werden.
Vorsorglich hatten wir für beide Maschinen einen IFR- Flugplan nach Lyon-Bron aufgegeben.
Als erstes startete die D-ETFL mit Jörgen Meyer, Wolfgang Debus, Achim Oppelt und Klaus Hübschen an Bord.
Obwohl für beide Maschinen ein identischer Flugplan aufgegeben worden war, wurde der Flugplan der D-ESBW zurückgewiesen. Es kostete Klaus Schweitzer einige Telefonate und Verhandlungsgeschick bis endlich auch für die BW ein gültiger Flugplan vorlag und wir – Klaus Schweitzer, Martin Brunkhorst und Elvira Findeisen – um 9:32 LT starten konnten.
Endlich in der Luft und die Aussicht bald im sonnigen Süden zu sein, ließ die Stimmung im Cockpit merklich steigen.
Abgesehen von ein paar Turbulenzen und einer kurzen, leichten Vereisung verlief der IFR- Flug nach Lyon-Bron recht unspektakulär; nach 3 Stunden und 24 Minuten setzten wir dort kurz vor 13 Uhr LT sicher auf.
Zuerst durfte die BW ihren Durst stillen, anschließend wollten wir eine Kleinigkeit essen. Leider blieb uns nur die „Amerikanische Botschaft“, weil das französische Restaurant in der Nähe des Flughafengebäudes mittags geschlossen hatte.
Einigermaßen gestärkt wurde flux die Flugplanung nach LUCCA (LIQL – Italien) gemacht, wo wir uns abends mit der Besatzung der D-ETFL treffen wollten. Unser Flugplan wurde in Lyon problemlos angenommen und natürlich befolgten wir auch brav den Hinweis des Controlers, unsere Schwimmwesten anzulegen.
Nach dem Start in Lyon um 16 Uhr LT bekamen wir endlich auch blauen Himmel und Sonne zu sehen. Nach einem 3- stündigen Flug über Marseille, die Nordspitze Korsikas und Elba erreichten wir gegen 19 Uhr LT unseren Zielort LUCCA, gerade noch rechtzeitig bevor der Flugplatz geschlossen wurde.
Wir hatten gehofft, dass die Besatzung der D-ETFL dort bereits auf uns warten würde, aber vom Tower in Lucca erfuhren wir dann, dass unsere zweite Maschine noch unterwegs war und da die Mitarbeiter in Lucca nicht bereit waren, den Platz länger offen zu halten, entschied sich die Crew der FL in Genua zu landen und dort die erste Nacht zu verbringen.
Für Martin, der sich auf diesem Trip als glänzender Organisator erwies, vereinfachte das zunächst die Sache, er brauchte nämlich nur ein Hotel für uns drei zu finden, was ihm dank seiner italienischen Sprachkenntnisse auch ganz schnell gelang.
Im Hotel angekommen, gönnten wir uns zunächst in Ruhe einen Drink an der Bar und brachen dann gemeinsam auf, um das nächtliche Lucca zu erkunden. Wir freuten uns auf ein gepflegtes Essen und einen guten italienischen Wein.
Die Stadt Giacomo Puccinis, umgeben von einer imposanten Stadtmauer, mit wunderschönen Palazzi und eindrucksvollen Bauwerken italienischer Romanik wäre durchaus einen längeren Aufenthalt Wert gewesen.
Nach einem gemütlichen Frühstück flogen wir am nächsten Morgen (Freitag 26.5.) nach ANCONA, wo wir fast zeitgleich mit der FL ankamen.
Nun stand dem gemeinsamen Genuss von Sonne, Strand und Meer nichts mehr im Wege.
Da Martin Brunkhorst sich hier gut auskennt, übernahm er die Reiseleitung. Er besorgte einen Kleinbus in dem wir alle bequem Platz hatten, brachte uns zunächst zu einer Raststätte, wo wir einen kleinen Imbiss zu uns nahmen und anschließend nach Numana (nur wenige km von Ancona entfernt) zu einem idyllisch gelegenen Hotel mit eigenem Strand.
Jetzt konnte der „Urlaub“ beginnen. Nach einem gemeinsamen Rundgang durch die kleine Ortschaft und einem „Eis-Test“, kehrten wir zurück zu unserem Hotel, wo jeder am Strand oder Pool die Seele baumeln lassen konnte.
Beim gemeinsamen Abendessen haben wir dann viel gelacht, als Klaus, Wolfgang, Achim und Jörgen berichteten, weshalb sie am Tag zuvor statt in Lucca in Genua gelandet waren.
Die FL war zunächst von Reichelsheim nach Macon geflogen und hatte dort ihren ersten Tankstopp gehabt. Das zweite Leg führte von Macon nach Cannes, wo die FL um 16:12 LT gelandet war. Dort wurde berichtet, dass ein Engländer gerade auf halber Strecke nach Pisa umgekehrt sei, weil dort dichter Nebel herrsche. Man empfahl, doch vielleicht auf diesen Piloten zu warten, bevor man Richtung Lucca starten wolle. Bis dieser Pilot dann – den Angstschweiß noch auf der Stirn- seine Schauergeschichte erzählt hatte, konnte nur noch ein Platz mit längeren Öffnungszeiten angeflogen werden.
Am Samstag, den 27.5. machte uns Martin beim Frühstück klar, dass wir ja schließlich nicht zum Vergnügen nach Italien gekommen seien, sondern auch wegen der Kultur. Er brachte uns zu wunderschönen Aussichtspunkten, zu einer kleinen Weinhandlung, wo wir genüsslich eine kleine Weinprobe machten und zu einer Mühle, wo man gutes Olivenöl kaufen konnte.
Da einige sowohl in der Weinhandlung als auch in der Ölmühle kräftig eingekauft hatten, ergab sich nun ein Transportproblem, denn so viel zusätzliches Gepäck konnten unsere beiden Pipers nicht mehr verkraften.
Doch auch hierfür hatte Martin eine Lösung: wir fuhren zu seinen Bekannten, die dort in einer reizvollen Landschaft romantische Ferienappartements vermieten und lagerten unsere Einkäufe in deren Keller zwischen, wo Martin sie dann einige Wochen später mit dem Auto abholen wollte.
Nach einer üppigen Pastamahlzeit kehrten wir zurück zu unserem Hotel, wo nach den vielen Eindrücken und all dem guten Wein und Essen erst einmal Siesta am Pool angesagt war.
Danach wurde uns schmerzlich bewusst, dass unser Kurzurlaub sich dem Ende zuneigte und die Planung für den Rückflug am nächsten Tag gemacht werden musste. Ein Blick auf die Wetterdaten im Internet zeigte, was wir im Grunde bei unserer Planung in Reichelsheim schon wussten: das Wetter nördlich der Alpen war noch immer schlecht und an einen Alpenüberflug war nicht zu denken; uns blieb wieder nur der weitere Weg übers Mittelmeer und durch das Rhonetal nach Hause.
Gegen 10 Uhr LT starteten FL und BW am Sonntagmorgen in Ancona. Da man hier keinen Sprit für uns hatte, flog die FL zu dem 15 Flugminuten entfernten FANO um aufzutanken. Da Fano aber nur über eine Grasbahn verfügt, entschied sich die Besatzung der BW wegen des Einziehfahrwerks lieber auf Asphalt in dem 24 Flugminuten entfernten Rimini zu landen. Leider erwies sich das als Fehlentscheidung, wir wurden weitergeschickt nach FORLI. Dort sagte man uns, grundsätzlich hätten sie schon Sprit für uns, aber leider eben nicht Sonntags. Zeitlich konnten wir uns nun kein „Flugplatzhopping auf gut Glück“ mehr leisten und baten deshalb die GAT- Mitarbeiter darum, einen Platz in der Nähe ausfindig zu machen, auf dem wir ganz sicher tanken könnten. Wir wurden dann nach RAVENNA geschickt, wo uns der dortige Aeroclub tanken ließ. Nun konnten wir Italien endlich verlassen und wieder bis Lyon-Bron fliegen, wo wir nach 4 1/2 Stunden gegen 19 Uhr LT landeten.
Dieses Mal waren wir es, die keine Chance mehr hatten noch rechtzeitig den Heimatflugplatz zu erreichen.
Wir wählten Frankfurt-Hahn als Ausweichflugplatz, wo Klaus Schweitzer die BW gegen 23 Uhr LT mit einer perfekten Nachtlandung sanft auf die RWY 21 aufsetzte.
Während Klaus, Jörgen, Wolfgang und Achim, die mit der FL von FANO aus über VALENCE nach Reichelsheim geflogen waren, sicher schon friedlich schlummerten, waren wir dann noch ca. 3 Stunden auf der Straße unterwegs um unsere Autos in Reichelsheim abzuholen und nach Hause zu fahren.
Ausflüge dieser Art sind sicher kein Erholungsurlaub, aber sie sind immer eine Reise wert, denn sie bringen immer wieder neue Erfahrungen und bestätigen jedes Mal: “Fliegen verbindet – Länder, Völker, Kontinente“ und „Generationen“, wie dieses Foto eindrucksvoll zeigt.
Text: Elvira Findeisen Fotos: Klaus Schweitzer, Elvira Findeisen