IFR Adria
Nachdem ich im Winter 2005/2006 den Theoriekurs bei der IFR Flugschule (zunächst vor Ort, später aufgrund Umzug nach München als Fernlehrgang) absolviert hatte und im Sommer dann auch die Theorieprüfung beim LBA im Braunschweig hinter mich gebracht hatte (wobei ich allerdings bei zwei Fächern einen Prozentpunkt zu wenig hatte), wurde es im Herbst 2006 langsam Zeit für die praktische Ausbildung. Hierzu hatte ich mir Mitte Oktober 2 Wochen Urlaub genommen.
In der ersten Woche lief das alles ziemlich regulär ab, überwiegend Flugstunden auf einem Simulator am Flugplatz Egelsbach, dazwischen dann auch auf der D-ETFL und der D-ESBW. Die richtigen Flüge gingen immer nach Erfurt, um dort dann ein paar Holdings zu fliegen und ein paar ILS-Anflüge zu machen. In der verbleibenden Zeit habe ich dann noch fleißig Theorie gebüffelt für die fehlenden 2 Fächer.
Für die zweite Woche schlug Klaus (Klaus Hübschen, unser Fluglehrer) dann vor, dass wir ja auch statt immer nur von Reichelsheim aus zu den umliegenden IFR-Plätzen zu fliegen, auch eine etwas ausgedehntere Tour machen könnten und so neben der Ausbildung auch ein bisschen Urlaub zu haben. Nachdem ich am Dienstag den Prüfungstermin in Braunschweig hatte, bot es sich an, unser erstes Leg von EDFB nach EDVE zu machen - Braunschweig hat schließlich auch ein ILS. Ursprünglich hatten wir überlegt, dann von Braunschweig weiter nach Norden zu fliegen, z.B. in Richtung Göteborg. Wetterbedingt schien uns dann aber der Süden deutlich attraktiver, so dass ich aufgrund der guten Erinnerungen aus dem Vereinsausflug 2005 (siehe entsprechenden Reisebericht) eine Tour in Richtung Losinj in Kroatien plante.
Am Montag mittag hatte ich dann alle Flugpläne soweit fertig, dass wir sie bei AIS aufgeben konnten. Wenn man so einen Trip am Stück plant, hat das den Vorteil, dass es ein "Umlauf" ist und man daher auch die Flüge im Ausland über den Frankfurter AIS aufgeben kann. Dadurch spart man sich, unterwegs mit dem österreichischen oder kroatischen AIS verhandeln zu müssen. Erstaunlicherweise wurden alle Pläne gleich auf Anhieb angenommen. Am Montag nachmittag ging es dann bei bestem IFR-Wetter mit der D-ESBW von Reichelsheim nach Braunschweig. Schon in ca. 4000ft waren wir in Wolken, aber in der geplanten Flughöhe (FL70) dann schon über denselben und konnten in der Abendsonne den Flug genießen.
Am Dienstag früh hatte ich dann meine Nachprüfung beim LBA. Sowohl die beiden Theoriefächer (Meteorologie und Flugleistung/-planung) als auch die mündliche AZF-Prüfung waren erfolgreich, so dass wir gut gelaunt unser zweites Leg Richtung Nürnberg antreten konnten. Auch diesmal wieder niedrige Wolken, die aber teilweise bis in unsere geplante Flughöhe reichten. Da die Außentemperatur knapp unter 0 Grad lag, kam es zu ein bisschen Eisansatz an den Flächen. Zum Glück konnten wir erst mal in eine etwas höhere Flugfläche ausweichen, wo wir außerhalb der Wolken waren, und in Richtung Nürnberg wurde das Wetter dann besser. Auf dem ILS in Nürnberg mussten wir uns dann etwas beeilen, weil uns wohl schon irgendein Jet im Nacken saß, so dass wir hier "clean" mit 120 Knoten anflogen. Gerade als wir kurz vor der Bahn die Maschine langsam machen und das Fahrwerk rausfahren wollten, machte uns dann auch der Towerlotse aufmerksam: "D-BW, check gear!" Dank der langen Bahn in Nürnberg hatten wir aber alle Zeit der Welt, Fahrwerk und Klappen zu fahren und mit vernünftiger Geschwindigkeit zu landen.
Am Mittwoch früh ging es dann gut ausgeruht Richtung Süden, zunächst einmal in Richtung Salzburg. Diesmal hatten wir keine Probleme mit Wolken, klarer Himmel und relativ warme Temperaturen. Der Münchner Radarlotse fragt uns, was wir in Salzburg vorhaben, und wir sagen ihm, dass wir nur einen Low Approach fliegen wollen. Als wir dann mit dem Salzburger Lotsen in Kontakt sind, bitten wir ihn um die Climb-out-Instructins nach dem Anflug, was ihn etwas überrascht, er war davon ausgegangen dass wir in Salzburg landen und beschwerte sich, dass wir das mit dem Low Approach nicht gleich beim Initial Call gemeldet hatten. Als wir dann meinten, dass wir das ja schon beim Münchner Lotsen angegeben hatten, meinte er nur, es wäre ja noch schöner, wenn jetzt die Münchner die Clearances für Österreich geben könnten. Aber im Endeffekt war es alles kein Problem und wir konnten wie geplant die Abflugroute in Richtung Klagenfurt fliegen.
Von Salzburg in Richtung Klagenfurt mussten wir dann erst mal ziemlich klettern, die Mindestflughöhe auf der Route war FL120. In Klagenfurt sind wir dann beim Anflug wieder in Wolken gekommen (-> Photo) und mussten uns darauf verlassen, dass die Österreicher ihre Anflugrouten nicht gerade durch einen Berg legen... Nach dem Mittagessen in Klagenfurt ging es dann weiter in Richtung Losinj, einer Insel vor der kroatischen Küste. Über der Adria herrschte eher marginales VFR-Wetter mit vielen tiefen Kumulus-Wolken (-> Photo). IFR hatten wir damit natürlich kein Problem, der NDB-Approach führte uns sauber durch die Wolken zum Flugplatz.
Am frühen Nachmittag in Losinj angekommen, sind wir dann erst mal auf Hotelsuche gegangen - Ende Oktober ist da zwar auch noch 25 Grad warm, aber die Saison ist schon vorbei, so dass das Hotel, wo wir letztes Jahr waren, schon geschlossen war. Zum Glück kannte der Fahrer noch ein anderes Hotel, das noch 2 Zimmer für uns hatte. Dann sind wir die Hafenpromenade entlangspaziert und haben ein Eis gegessen - auch da war die Qualität leider nicht so gut wie im Sommer, das Eis war wohl schon etwas oft angetaut und wieder gefroren und daher nicht so cremig. Zum Abendessen gab es dann aber eine hervorragende Fischplatte, für die allein sich der Ausflug gelohnt hätte.
Am Donnerstag ging es dann gegen 12:00 Uhr wieder in Richtung Heimat, vorher haben wir natürlich noch randvoll getankt, der Sprit in Kroatien ist deutlich billiger als in Deutschland. Die Route führte uns wieder an Klagenfurt und Salzburg vorbei, weil weiter westlich die Mindesthöhen für einen Flieger ohne Druckkabine mit Fl150 doch etwas hoch lagen. Aufgrund der langen Flugzeit in FL120 beschlossen wir, diesmal zusätzlich Sauerstoff zu nehmen - ist zwar etwas unbequem und sieht auch nicht sehr elegant aus, aber es hält doch etwas munterer.
Von Salzburg Richtung Augsburg ging es dann ziemlich direkt über meine neue Heimatstadt München, ich konnte sogar das Haus sehen. In Augsburg wieder ein ILS-Anflug und anschließend eine Kleinigkeit zum Mittagessen, bevor es dann mit Y-Flugplan in Richtung Reichelsheim ging. Unsere geplante Route hätte uns bis direkt südlich von Reichelsheim nach ABUMO gebracht, aber offenbar wären wir da doch dem Anflugsektor des Frankfurter Flughafens zu nahe gekommen, so dass uns der Lotse über das Spessart-NDB zum Gedern-VOR schickte. Um uns dann unnötigen Umweg nach Norden zu sparen, haben wir über Spessart IFR gecancelled und sind von dort VFR nach Reichelsheim zurück.
Fazit: gute 11 Flugstunden in 4 Tagen, dazu noch die Theorieprüfung. Wenn ich stattdessen mit dem Auto nach Braunschweig und zurück gefahren wäre, hätten wir in der gleichen Zeit vermutlich maximal genauso viele Flugstunden von Reichelsheim aus machen können, vielleicht ein paar Anflüge mehr, aber dafür immer auf denselben Platz. Ich glaube, der Lerneffekt durch den Rundtripp war, vor allem was das "echte Fliegen" angeht, deutlich besser, und mehr Spaß hat es allemal gemacht!
Achim Oppelt